Meine Gedanken sind bei Natalie. Es ist Halbzeit in Belo Horizonte. Dort findet gerade das Halbfinale der Fußball-WM 2014 statt. Der Gastgeber Brasilien spielt gegen Deutschland. Es steht 5:0 für Deutschland, welche mit hoher Wahrscheinlichkeit zu diesem Zeitpunkt schon das Finale erreicht haben.
Natalie hat Freunde in Brasilien. Letztes Jahr war sie ca. 4,5 Wochen bei ihnen zu Besuch. Ganz sicher hat sie Eindrücke fürs Leben gesammelt. Ich habe sie gefragt, Ich fragte Natalie, welche Eindrücke sie auch dort von den Menschen und ihrem Leben hat. Sie schrieb mir, daß die Menschen dort sehr lebensfroh sind, entspannt in Pünktlichkeit und daß Familie dort sehr wichtig ist – auch was die Erziehung angeht, was man an den Umgangsformen der Männer, die sich wie Gentleman verhälten, wie sie meint. Als ich sie frage, woran das liegen könnte, schreibt sie, daß der Zusammenhalt dort sehr groß ist, weil so dicht beieinander arme und reiche Menschen leben, vor allem in den großen Städten – und daß Religion dort sehr wichtig ist. Ihr Gastvater hat sich jedes Mal, wenn er sich von jemandem verabschiedet hat, gesagt: „vai com deus“, was so viel heißt wie „Gott sei mit Dir“.
Nach dem Spiel berühren mich die Gesten und Emotionen der Spieler sehr. Ich höre die Statements, sehe die Verhaltensweisen untereinander. Millionen von Menschen sehen und hören es, und ich fühle mich, obwohl ich allein bin, völlig mit ihnen Allen verbunden.
Unsere Herren-Basketball-Nationalmannschaft hat dies auch erlebt. Sie haben den Fußballern die Daumen gedrückt und auf ihre Weise unterstützt. Unsere Basketballer haben in der Vergangenheit auch in einem hohen Maße diese Mitmenschlichkeit erlebt und mitgeprägt. Lucca, Robin und Heiko haben Erfahrungen mit Malcom Delaney gemacht. Welche Erfahrungen und Kenntnisse haben sie über die Ukraine gemacht? Und wie geht es Malcom wohl gerade, wenn er an die Menschen dort denkt?
Auch an Laima denke ich nun. Sie stammt aus Litauen. Nun lebt sie in Deutschland und hat Freunde in Israel. Stärkere menschliche Empfindungen kann es kaum geben. Freude und Leid sind so nah beieinander.
Auch an Ulli denke ich jetzt. Kaum ein Land ist ihr wohl näher am Herzen als die USA. Viele Erlebnisse hat sie mit Amerikanern bisher gehabt. Nun ist Abschiedszeit. Ob wohl einige Menschen von ihnen jetzt in den Irak müssen? Auch an Sivan wird sie gedacht haben, die ihr vor Kurzem noch einen Schal aus Israel geschickt hat.
Und auch wenn es noch so scheinbar hoffnungslos wie in der Ukraine, wie im Irak, in Israel oder in Brasilien ist, so bin ich sicher, daß es Hoffnung gibt. Ein Lied von Chris de Burgh kommt mir in den Sinn, es heißt ONE WORLD. Der Text ist wie folgt:
I can feel it in my blood, I can hear it in my footsteps,
I can see it all around, that everywhere connections
are breaking away, and people know that something must change, must change;
There are better men than I, who with courage and conviction
are patrolling the lines, waking up the sleepers who will not decide,
and do not think there’s anything wrong;
But we are all living here in this beautiful world, sharing
Sunrises every day, we may have different lives, but for all of us,
here we will stay;
We’re living in one world, sleeping in one world, dreaming
In one world, and no-one’s going anywhere,
We’re living in one world, working in one world, breathing in one world,
We’re just the same as anyone;
I believe there is a God, but it doesn’t mean that my God is greater
Than yours, it only means we all have the right to believe, ‚cos nobody
Knows it for sure, for sure; if there’s a Heaven or Hell, or a sweet Paradise,
Or a place where we all meet again, ‚cos with minimal change
Everyone here is the same;
We’re living in one world, sleeping in one world, dreaming
In one world, and no-one’s going anywhere,
We’re living in one world, working in one world, breathing in
One world, we’re just the same as anyone,
We’re living in one world, sleeping in one world, dreaming in one world,
And no-one’s going anywhere;
We’re living in one world, working in one world, breathing in one world,
We’re just the same as anyone;
Listen to the voice of millions calling me and you,
Take good care of everywhere ‚cos this is my home too,
Laughing in one world, crying in one world, hoping in one world,
Praying in one world, trying in one world, this is my home too,
One world, one world, one world, one world,
One world, one world, one world
Ermutigung erfüllt mich. Was haben wir doch für Möglichkeiten. Wir können so viel nutzen und einsetzen: Akzeptanz, Toleranz, Respekt, Fair Play, Freude, Friede, Liebe, Glaube, Hoffnung, Bildung, Hilfsbereitschaft, Verantwortung. Dies treibt mich an. Und ich bin dankbar, daß ich dies alles in unserer Welt erleben darf. Diese Lebensweise treibt mich auch hier bei Fans Respect Fans an.
Am kommenden Sonntag hat unsere Fußball-Nationalmannschaft der Herren die Möglichkeit, Weltmeister zu werden. Es wird eine Lebensgeschichte gestaltet. Sie wird Millionen Menschen bewegen und Möglichkeiten schaffen, uns alle weiter zusammenwachsen zu lassen. Ich freu mich darauf.
Alles Gute aus München von
Matthias Bolte BOLLE 8