„Hello Nedad, my name is Matthias. I come from Munich, where your brother Nihad plays for FC Bayern Basketball. Can we make a picture?“ Nedad lächelt. „Of course.“ Er zeigt zu seinem Vater, der Coach der U 18-nationalmannschaft von Bosnien-Herzegowina ist. „My father speaks german, he can make it.“ Ich gebe ihm die Kamera und er macht das Foto. Ich freue mich und bedanke mich herzlich. Bosnien-Herzegowina hat soeben das Spiel um Platz 11 gewonnen. Es ist für mich eine besondere Woche hier beim Albert Schweitzer-Turnier 2014. Seit 7 Tagen bin ich nun hier und erlebe diese Einzigartigkeit dieses alle 2 Jahre stattfindenden Turniers, welches der Deutsche Basketball Bund hier veranstaltet. 16 Mannschaften aus weiten Teilen der Welt spielen in 8 Tagen einen Sieger aus, der in der Altersklasse U 18 inoffiziell als Weltmeister bezeichnet werden kann.
Wie es begann:
Freitag, 18.04.2014 – es war Karfreitag und meine Reise begann vollgepackt mit Trommel, Trolley, Tasche und Rucksack. Der Eurocity, mit dem ich von München nach Mannheim fuhr, war nicht so voll, wie ich es erwartet hatte, so daß ich mein Gepäck noch gut unterbringen konnte. Eine ruhige Reise endete nach ca. 3 Stunden dann am Hauptbahnhof in Mannheim. Da mir schon bekannt war, daß meine Unterkunft mit der Straßenbahnlinie 3 gut zu erreichen war, entschloß ich mich, diese zu nutzen. Direkt vom Bahnhofsvorplatz fuhr sie mich bis zur Haltestelle Diesterwegschule. Von dort waren es nur ca. 3 Minuten bis zur Unterkunft im Bed & Breakfast Hotel. Dort ließ die 1. Überraschung nicht lange auf sich warten. Ein von außen unscheinbarer Altbau mit mehreren Schildern neben einer ganz normalen Haustür überraschte mich. Durch Klingeln gelangt man dann ins Gebäude. Auch von Ihnen war das Gebäude deutlich als Altbau zu erkennen. doch mein Zimmer war dann ein Kontrast, denn es war hell mit Balkon und Flachbild-TV und Futon-Bett ausgestattet. Ich kam mir wie in einer Jugendherberge vor, denn das Bad befand sich auf dem Flur des Appartements, welches noch 3 weitere Zimmer beinhaltete – dazu eine Toilette und eine Küche. Wer sich günstig auf Jugendherbergsniveau einquartieren mag, der ist dort sicher gut aufgehoben. Doch wer für sich lieber ein eigenes Zimmer mit eigenem Bad bevorzugt, ist gut beraten, ein anderes Quartier zu wählen. Durch die Anmeldung wurde mir auch bekannt, daß es Gutscheine für eine Bäckerei gibt, die man bei entsprechender Buchung für ein Frühstück erhält, welche sich in ca. 3 Minuten Entfernung fast direkt neben der Straßenbahnhaltestelle befindet. Nachdem ich mich in meiner Bleibe eingerichtet hatte, beschloß ich, schon einmal mit der Straßenbahn zur GBG-Halle zu fahren, um festzustellen, wie ich dort die nächsten Tage hinkomme. Die Fahrt führte wieder am Hauptbahnhof vorbei durch die Innenstadt, wo ich am Wasserturm, dem Strohmarkt, dem Paradeplatz, dem Marktplatz und der Alten Feuerwache vorbei zur Haltestelle Carl-Benz-Straße kam. Von dort kommt man, nachdem man in Fahrtrichtung rechts an der Kreuzung in die Carl-Benz-Straße abgebogen ist, an der 2. Ampel links abbiegend nach ca. 100 Metern zur GBG-Halle. Dort waren schon an den Scheiben und den Eingangstüren Plakate für das Turnier angebracht, es standen auch schon ein VIP-Zelt und ein Verpflegungszelt für die Teams auf dem Platz neben der Halle. Einige Mitarbeiter des DBB liefen noch umher und waren mit Vorbereitungen beschäftigt, und ich merkte ihnen an, daß sie schon erwartungsvoll den morgigen Eröffungstag des Albert-Schweitzer-Turniers (AST) entgegensahen. Sie ließen meine Vorfreude auch spürbar wachsen. Nach meiner Rückkehr ins Hotel ließ ich noch ein wenig die Eindrücke wirken, um dann müde schlafen zu gehen.
1. Turniertag Samstag, 19.04.2014
Um 09:30 Uhr klingelt der Wecker. Eine ruhige Nacht lag hinter mir – und wie ich feststellte, war ich in diesem Appartement zunächst alleine untergebracht, was mich entspannt das Bad nutzen ließ. Mit meinen Schals und meinem Deutschland-Trikot machte ich mich gegen 11 Uhr auf zur GBG-Halle. Dort sorgte ich wegen meiner Turnierkarte gleich für Aufmerksamkeit, denn es gab keinen Strich- oder Barcode, mti dem der Einlaß registriert werden konnte. Nach kurzer Rücksprache mit den zuständigen Mitarbeitern beim DBB erhielt ich Einlaß. Wie ich später erfuhr, gab es 49 Zuschauer mit einer solchen Karte, alle anderen Tickets konnten mit Scanner entwertet werden. Ein Stempel ermöglichte mir das Verlassen und den Einlaß aus iund in die Halle. Nachdem ich meine Schals angelegt hatte, wurde dies auch als ein Erkennungszeichen anerkannt. Das 1. Spiel des Tages begann um 12:45 Uhr zwischen Argentinien und England. Ich war gespannt, wie das Spiel sein würde, denn ich erwartete eine argentinische Mannschaft, die mit Temperament das Spiel basierend auf ihrer Mentalität mit Herz für sich gewinnen wollte. Doch ich wurde überrascht, denn Argentinien unterlag England zwar knapp, aber verdient gegen England, daß sich mit größerer Entschlossenheit präsentierte. Ich fühlte mich an Evita erinnert, an die Melancholie, die den Menschen dort auch eigen ist, je nach Lebenslage. So wirkten auch die argentinischen Jungs auf mich. Doch ich dachte mir, daß es besser werden würde, weil sie sich auch erst noch an die unbekannte Umgebung gewöhnen müßten. Mit der Nummer 12 spielte Lucio Manuel Delfino mit, welcher die meiste Spielzeit hatte, dabei aber eingegliedert im Team nicht das Optimum herausholen konnte. Um 14:45 Uhr begann dann das 1. Spiel für die Türkei und Slowenien, welche beide auch Gegner unserer deutschen Mannschaft in der Vorrunde waren. Und es kam zum 1. Mal eine schöne Stimmung auf, die von ca. 50 türkischen Fans mit 1 Trommel durch ihre landestypische Weise gestaltet wurde. Es belebte mich zunehmend, denn das übernächste Spiel zum Abschluß des Tages sollte nach der Eröffnungsfeier zwischen unseren Jungs und Japan gespielt werden. Die Türken präsentierten sich gleich als eine sehr spielfreudige und geschlossene Einheit, der man deutlich anmerkte, daß einige Spieler schon bei den Profis in der 1. Liga mitspielten. Sie gewannen das Spiel deutlich gegen die Slowenen, die mit dem Tempo und Spielwitz nicht mithalten konnten, sich jedoch nicht davon abhalten ließen, das beste aus ihren Möglichkeiten zu machen, was ich sehr schön empfand. Im 3. Spiel des Tages war es dann soweit, mit Dejan Kovacevic spielte einer unserer 3 Spieler vom FC Bayern Basketball mit der serbischen Nationalmannschaft gegen Schweden. Schon vor dem Spiel war es zur Begrüßung zwischen uns gekommen und ich merkte, wie sehr es ihn freute, dabei zu sein. Es entwickelte sich ein Spiel, daß trotz des zahlenmäßig klaren Siegs für Serbien ein Erlebnis für die Fans war, denn auch die Schweden wußten mit gutem Teamgeist und einzelner guter individueller Qualität zu gefallen. Ich war gespannt, wie sich ein für mich erwartetes Spiel zwischen Serbien und Türkei gestalten würde. Zwischenzeitlich hatte ich auch Moritz Schäfer, den Fanbeauftragten des Deutschen Basketball Bundes (DBB) getroffen und begrüßt und es war geklärt, was meine Unterstützung mit der Trommel angeht. Dann kam die Eröffnungsfeier. Alle 16 Teams liefen begleitet von atmosphärisch gestalteter Musik, die einen Aufbruch erkennen ließ, begleitet durch das Klatschen der nun immer mehr werdenden Zuschauer und meiner Trommel auf das Spielfeld. Natürlich freuten sich die meisten Zuschauer auf die deutsche Mannschaft. Nach Begrüßungsworten durch den DBB-Präsidenten Ingo Weiß, den Bürgermeistern von Mannheim und Viernheim sowie einem Offiziellen der FIBA Europe war es dann soweit, das 1. Spiel unserer deutschen Mannschaft gegen Japan konnte beginnen. Zu unserem Team gehörten vom FC Bayern München sowohl Tim Hasbargen als auch Sebastian Schmitt. Gemeinsam mit Jakob Merz, Joschka Ferner, Tim van der Velde, Lars Kamp, Luis Figge, Mahir Agva, Niklas Kiel und Marcel Keßen wurde unter der Leitung des Head Coaches Alan Ibrahimagic und Assistant Coach Stephen Arigbabu, der ja selbst auch als aktiver Spieler für die A-Nationalmannschaft gespielt hatte, vor rund 1.000 Zuschauern ein nach einer Eingewöhnungszeit doch souveräner Sieg gegen Japan erreicht. Ich hatte mich auf Anraten und Bitten vor der Tribüne am Ein- und Ausgang für die Teams gestellt. Dort hatte ich auch schon die Familie Hasbargen und die Eltern von Sebastian Schmitt getroffen und begrüßt. Sie waren alle bis zum Ende der Vorrunde in Mannheim und es war schön für mich, auch vertraute Menschen um mich zu haben. Die Zuschauer waren voller Freude über das Spiel und die Gestaltung und die Unterstützung war schön. Auch das Maskottchen des DBB, Siggi, durfte natürlich nicht fehlen und hat zur Freude gerade bei den jüngeren Fans zu der schönen Atmosphäre beigetragen. Nach dem Spiel konnten dann noch Familie Hasbargen und die Eltern von Sebastian Schmitt und ich noch mit den Jungs sprechen, weil sie wegen der begrenzten Zahl an Duschen nicht sofort duschen konnten. Sie waren wohl beruhigt ob des klaren Sieges, aber es war deutlich zu merken, daß sie viel erreichen wollten und dieser Sieg der 1. Schritt dazu war. Gegen 23 Uhr verließ ich dann die Halle und gegen 23:45 Uhr war ich dann im Hotel. Nach einem Blick in den Videotext, der mich darüber in Kenntnis setzte, daß unsere Profis klar gegen die Eisbären Bremerhaven gewonnen hatten, ging ich ins Bett. Doch es bewegte mich noch eine Weile, wie der Tag verlaufen war. Vor 2 Jahren spielte an gleicher Stelle Paul Zipser. Ich fragte mich, wie er es damals erlebt hatte. Als er im letzten Jahr im Januar zu uns kam, war er noch ein ziemlicher Schlacks mit großemTalent. Nun sehe ich ihn, wie er sowohl geistig als auch körperlich deutlich gereift ist und entsprechend Spielzeit bei den Profis bekommt. Ich denke darüber nach, welche Spieler es wohl noch schaffen wollen und werden, dieses AST als Erfahrung mitzunehmen und später professionell Basketball zu spielen. Mit den Gedanken, wie sich wohl die Spieler am kommenden Tag und die Teams wohl präsentieren werden, schlafe ich ein.
2. Turniertag Sonntag, 20.04.2014
Gleich das 1. Spiel des Tages hat vorentscheidende Bedeutung. Die Verlierer des Vortages Argentinien und Schweden spielen gegeneinander. Der Sieger hat noch die Chance, die Zwischenrunde für die Top 8 zu erreichen, der Verlierer spielt um die Plätze 9 – 16. Und wieder ist es auffällig, wie die Schweden als Team zusammen spielen und ihre individuellen Qualitäten entsprechend einbringen. Auch Argentinien ist für mich wieder mit melancholischer Ausstrahlung das Spiel mitgestalteten. Bewußt fiel mir auch zum 1. Mal Ludvig Hakanson mit der Nr. 4 auf. Mit ruhiger Hand wirft er und hat einen guten Überblick für seine Mitspieler. Man merkt, daß er auch schon auf professioneller Ebene Erfahrung hat. So gewinnt Schweden verdient gegen Argentinien. Ca. 10 schwedische Fans und eine Handvoll Argentinier sorgen für eine Atmosphäre, die den Familiengeist im Basketball kennzeichnet. Ich fühle mich wie vorletztes Jahr beim Fanclubturnier in Breitengüßbach, nur internationaler und mit weniger Menschen. Wir sitzen gemeinsam in einem Block und man könnte, wenn es möglich wäre, auch gemeinsam picknicken, während das Spiel läuft. Es ist einfach schön. Im 2. Spiel des Tages spielen die Japaner gegen die Türken. Wieder sind viele türkische Fans da, die Stimmung machen. Ich bin gespannt, wie die Türken dieses Spiel gestalten und ob Japan schon etwas aus dem Spiel von gestern gelernt hat. Die Türkei zeigt wieder seine Spielfreude und gewinnt das Spiel deutlich. Doch das japanische Team fällt mir trotzdem auf. denn sie sind immer engagiert, sie laufen sehr viel und schnell, jedoch oft nicht effektiv. Ihre Einstellung ist vorbildlich im Spiel über die gesamte Spielzeit, umd dem Coach merkt man deutlich an, wie wichtig die Disziplin in der Handlung des Teams ist. Der Eindruck von Disziplin im Team beim Spiel ist für mich bemerkenswert, auch wenn es im Ergebnis des Spiels nicht sichtbar ist. Das 3. Spiel wird dann von England und Serbien gespielt. Ich bin gespannt, ob und wie sich Serbein, die ihr erstes Spiel mit ihrer Spielfähigkeit gestaltet haben, auch gegen körperlich gute Engländer durchsetzen läßt. Das Spiel hält, was ich erwartet habe. Jeder mag mit seiner Qualität das Spiel für sich gewinnen. Es ist ein abwechslungsreiches Spiel, welches Serbien am Ende knapp gewinnen. Auch Dejan bekommt wieder Spielzeit, und ich beobachte ihn auch einige Male. Mir gefällt, daß er diese Möglichkeit bekommt, weitere Erfahrung zu sammeln. Und wie am Vortag füllt sich gegen Abend wieder die Halle, so daß unsere Mannschaft wieder mit einer guten Anzahl an Zuschauern beim Spiel gegen Slowenien rechnen kann. Und wie es klassisch für Basketball ist, gibt es Überraschungen. Nachdem ich mich wie am Vortag wieder unten am Block platziert hatte, kommt vom Ordnungsdienst eine Mitarbeiterin auf mich zu. Sie bittet mich, bitte doch einen anderen Platz zu wählen, da unser DBB-Präsident Ingo Weiß es unangenehm findet, so unmittelbar neben der Trommel zu sitzen. Natürlich ist dies kein Problem für mich. Ich stelle mich am weiter entfernten Ende der Halle von Ingo Weiß hin und begleite das Spiel von dort aus, was mir den Vorteil bietet, auch einen anderen Blickwinkel auf das Spielgeschehen zu bekommen. Im 1. Viertel fällt mir dann schnell auf, das auf der anderen Seite des Spielfelds auf der Tribüne viele junge Leute sind, die ebenfalls stimmlich unser Team unterstützen. Ich entscheide mich daher, nach dem 1. Viertel zu ihnen zu gehen, damit wir gemeinsam unser Team unterstützen können. Sofort wollen einige der Jugendlichen am liebsten auch trommeln, was mich durchaus freut, weil sie so begeistert dabei sind, doch da ich nicht einschätzen kann, welche Auswirkungen es hat, versage ich ihnen ihren Wunsch. Wie ich später erfahre, sind es Nachwuchsbasketballer gewesen, die über ein Basketballcamp des DBB zum AST kamen. Ich hoffe, sie werden die Zeit genossen haben und mit ihrer Begeisterung weiter dabei bleiben. Unser Team zeigt heute eine gesteigerte Intensität in der Defense und läßt Slowenien keine Luft und Zeit, um entsprechend das Spiel für sich zu gestalten. Tim Hasbargen hat heute einen richtg guten Tag und erzielt dabei die zweitmeisten Punkte und hat die beste +/- – Effektivität. Ich freu mich sehr für ihn. Nach dem Spiel gibt es wieder die Möglichkeit, miteinander zu sprechen, und es beeindruckt mich zunehmend, wie klar und fokussiert er ist. Ich freu mich auf das morgige Spiel gegen die Türkei, wo der Gruppensieger ermittelt wird. Da es genug Erfahrungswerte gibt, teile ich noch möglichst vielen Menschen mit, daß es für den morgigen Tag ratsam ist, Ohrstöpsel als Lärmschutz zu nutzen.
3. Turniertag Montag, 21.04.2014
Es kribbelt. Nach einer ruhigen Nacht spüre ich die Energie, die sich seit Freitag entwickelt hat und im heutigen Spiel zwischen Deutschland und Türkei ein wichtiges Etappenziel erreicht. Wie wird unsere Mannschaft spielen, wie wird die Stimmung sein, wer kann die Ideen am Besten umsetzen und das Spiel gewinnen? Erinnerungen kommen hoch an die Euroleague-Begegnungen gegen Galatasaray Istanbul. Ich denke an die vielen jungen Spieler und Fans aus beiden Ländern, an Integration und die Gemeinschaft. Unzählige Begegnungen zwischen den Menschen mit türkischen und deutschen Wurzeln gab es. Die Geschichte, die beide Länder verbindet, ist so präsent wie kaum eine andere Geschichte, die Deutschland mitgestaltet und mit zu verantworten hat. Wie wird es heute sein? Der letzte Tag in der Vorrunde ist bei vielen Menschen deutlich bemerkbar. Gleich im 1. Spiel treffen mit Schweden und England 2 Teams aufeinander, die mit einem Sieg die Qualifikation für die besten 8 Teams schaffen können. Ich bin gespannt, ob sich das nach meinem Empfinden schnellere und physischere Spiel der Engländer gegen das Teambasketball der Schweden durchsetzen wird. Doch die Schweden lassen an ihrem Willen und ihren Möglichkeiten keinen Zweifel aufkommen und sorgen von Anfang an dafür, daß sie das Spiel für sich gewinnen wollen. Den Engländern ist das anstrengende Spiel vom Vortag gegen Serbien noch deutlich anzumerken. Damit steht fest, daß unsere Mannschaft es in der Zwischenrunde mit Serbien und Schweden zu tun bekommen wird. Ich muß schmunzeln, vor dem Turnier hatte ich Dejan Kovacevic noch gesagt, wenn unsere Teams aufeinander treffen sollten, so kann ich leider nicht für Serbien trommeln. Mit einem Lächeln und positiven Statement hatte er dies auch für absolut okay und natürlich gehalten. Das 2. Spiel wurde dann von Slowenien und Japan gespielt. Zugegebenermaßen war das Spiel für mich selbst nicht von großem Interesse. Ich nutzte die Zeit, um mich ausführlich mit den Menschen vom Ordungsdienst und vom Catering auszutauschen. Es sind alles sehr nette Leute, die sonst hauptsächlich als Security im Fußball bei der TSG 1899 Hoffenheim tätig sind. Jeden Tag sind sie schon 2 Stunden vor dem 1. Spiel an der Halle und auch noch bestimmt 1 Stunde bis nach dem Ende des letzten Spiels. Sie haben immer ein offenes Ohr und helfen immer gerne weiter. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für alles und euer Engagement an die tollen Menschen beim Catering und der Security. Wir sehen uns hoffentlich in 2 Jahren wieder. Mit dem 3. Spiel des Tages wurde dann die Atmosphäre zunehmend begeisternder und spannender. Serbien ließ seiner Spielfreude freien Lauf und ließ Argentinien nicht den Hauch einer Chance. Unterstützt durch die wieder einmal tollen Fans der Serben wuchs die Vorfreude auf das entscheidende Spiel zwischen der Türkei und Deutschland, zu der sich im Laufe der Zeit immer mehr Zuschauer einfanden. Es war einmalig – Serben, Türken und Deutsche gemeinsam in einer Halle, jeder mit Begeisterung dabei – und absolut friedlich. Zu keiner Zeit bestand die Gefahr, daß der Ordnungsdienst oder die Polizei wegen Problemen handeln mußte. Bemerkenswert fand ich schon vor unserer Begegnung, daß sich die türkischen und serbischen Fans untereinander unterstützten. Und diese Atmosphäre war Gänsehaut pur. In einem Spielbericht las ich später, daß die Stimmung so gut war, daß manch ein Zuschauer sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Beide Teams setzten alle ihre Fähigkeiten und ihren Willen ein, das Spiel für sich zu gestalten. unsere deutschen Jungs ließen mit einer hohen Intensität in der Defense nicht sehr oft das schöne erfolgreiche Spiel der Türken zu. Wie nach meinen Eindrücken erwartet, hatte jedes Team seine Phasen, in denen es für sich besser das Spiel gestalten konnte. Es blieb über fast die gesamte Spielzeit eng und spannend. Doch auf einmal hatte ich Sorgen. Plötzlich ging vor mir 2 Mal Tim Hasbargens Vater an mir vorbei Richtung deutsche Bank. Ich fragte mich, was da los sei, doch ich konnte nicht aus dem Spiel raus, mir war das Team wichtig, daß es die bestmögliche Unterstützung hat. Auch Moritz kam ein paar Mal während des Spiels vor mir vorbei, er wirkte so, als wäre er in einer Gemeinschaft eingebunden, die dabei mitwirkt, daß der Moment für die Ewigkeit ist. Am Ende gewann die Türkei eine besondere Partie knapp gegen unsere Jungs. Nach dem Spiel kamen ein paar türkische Fans zu mir und bedankten sich für die tolle Stimmung, die ich gemacht hätte. Ich sagte ihnen, daß sie dazu einen großen positiven Beitrag geleistet haben und ich ihnen zum Sieg gratuliere. Dann galt meine Aufmerksamkeit und Sorge Tim. Seine Familie hatte sich schon unten am Spielereingang eingefunden. Sie sagten mir, daß Tim umgeknickt ist und der Mannschaftsarzt ihn gerade untersucht und er dann ins Krankenhaus muß. Der Schrecken war sehr groß, denn Tim war in dieser Saison auch schon einmal zu einem unglücklichen Zeitpunkt umgeknickt und konnte nicht mehr spielen. Sie bedankten sich für meine Unterstützung und sein Vater sorgte dafür, daß ich mir einen schönen freien Tag machen konnte. Nachdem ich meine Trommel verstaut hatte, wartete ich draußen am Spielerausgang der Halle auf ihn und seine Familie. Einige Zeit später kam dann Tims Mutter zu mir mit einer Bitte. Ich sagte ihr, daß ich lieber noch zu Tim möchte, damit ich ihn tröstende und aufmunternde Worte mitgeben kann, bevor er, wie abgesprochen zur Behandlung mit nach München fuhr. Sie begriff mein Anliegen und erledigte es selbst, so daß ich noch zu ihm konnte. So endete der der letzte Vorrundenspieltag, der voller Emotionen und Eindrücken war. Ich konnte eine ganze Weile nicht einschlafen, so sehr beschäftigte mich das Erlebte, und ich fragte mich, wie richtig und gut und nachhaltig ist mein Engagement als Fan sowohl in der Gemeinschaft unter den Fans als auch mit Spielern und Offiziellen der Vereine und Teams und Verbände. Wie nehmen sie mein Engagement wahr, wie gehen sie mit den Erlebnissen um? Ich hoffte, daß der morgige freie Spieltag mir helfen würde, diese Erlebnisse in ein ganzheitliches Mitwirken zu einer positiven konstruktiven inspirierenden nachhaltigen Entwicklung einzubinden. So schlief ich irgendwann ein.
4. Turniertag Dienstag, 22.04.2014
Der Wecker holt mich aus einem dann doch zu kurzen Schlaf. Nachdem ich schon im Vorfeld einige Überlegungen angestellt hatte, was ich an diesem freien Tag machen könnte, so wurde mir deutlich bewußt, wie intensiv diese letzten Tage doch gewirkt hatten. So begab ich mich auf eine Besichtigung der Innenstadt, wo ich in ein Buchgeschäft ging, um das seit einiger Zeit im Handel erhältliche Buch von Johannes Herber zu kaufen. Zunehmend wurde mir noch deutlicher, wie intensiv ich mich inzwischen mit Basketball beschäftigte. Mehr als 100 Spiele hatte ich diese Saison schon gesehen, und die Biographien von Holger Geschwindner über Dirk Noweitzki und von Dirk Bauermann über seine Lebensgeschichte im Basketball hatte ich auch schon gelesen. Nachdem ich auch etwas gegessen hatte, ging es schon recht bald wieder zurück in mein Quartier. Das Bewußtsein ließ mich ruhen, denn meine Motivation war ungebrochen, denn morgen sollten unsere Jungs gegen Serbien spielen. Mit Siegen gegen Serbien und Schweden wäre eine Qualifikation für das Halbfinale gesichert. So ließ ich den Tag ruhig und früh ausklingen.
5. Turniertag Mittwoch 23.04.2014
Auftakt in die Zwischenrunde. Entspannt fing der Tag an. Mit Argentinien und Slowenien trafen 2 Teams aufeinander, die weitere Erkenntnise bei Speilen auf internationalem Parkett sammeln konnten. Mein Eindruck war, daß dementsprechend gespielt wurde. Jeder wollte etwas voranbringen und so entwickelte sich eine Partie, an deren Ende die besseren statistischen Werte den Sieg für Slowenien sicherte. Im darauffolgenden Spiel traf England auf Japan, welches England dank ihrer Qualitäten gegen dennoch verbesserte Japaner gewann. Japan hatte eine bessere Kontrolle und Ruhe in ihren Aktionen, aber waren körperlich nicht in der Lage entsprechend mitzuhalten. Meine Sympathie für Japan verstärkte sich durch einen Pin eines Offiziellen der Japaner, den er mir schenkte. Die Einzigartigkeit dieses japanischen Teams, welches ein hohes Maß an Disziplin gepaart mit Emotion zeigte, bewegte mich sehr. Mit dem 3. Spiel des Tages wuchs dann deutlich das Bewußtsein auf unsere Begegnung mit Serbien. Die Türkei spielte gegen Schweden, und das Spiel zeigte mir zu Recht, warum hier 2 Teams sind, die zu den besten 8 dieses AST gehören. Auch wenn das Ergebnis deutlich für die Türkei ausfiel, so war zu erkennen, daß individuelle Qualität gepaart mit Teambasketball, wie ihn die Schweden spielten, beispielhaft sind. Zunehmend wurde mir klar, daß diese türkische Mannschaft, die zum Großteil bei bekannten Vereinen gemeinsam spielen, mit entsprechender Entwicklung eine europäische Top-Mannschaft werden können. Dieses Spiel war für mich ein schönes Beispiel zum Anschauen in Bezug auf unterschiedliche Philosophien. Die Stimmung war natürlich wieder toll, und zunehmend wurde mir bewußter, welche Möglichkeiten es im Support gibt. Ich hoffte, bei der Fan-Werkstatt, die der DBB durch den Fanclub und die ERGO Versicherung am Samstag machen würde, dazu mich entsprechend einbringen zu können. Und dann war es so weit. Zum Abschluß des Tages spielten unsere Jungs gegen Serbien. Auch deren Fans hatten sich wie immer schon frühzeitig eingefunden und Stimmung mit aufgebaut, die während des Spiels der Türkei gegen Schweden sich aufbaute. Und dann der Paukenschlag: Ca. 30 Minuten vor dem Spiel sah ich Tim. Auf Krücken kam er mit dem Team in die Halle und sie setzten sich zusammen auf eine der Spielertribünen. Eine Spezialmannschette war um seinen Fuß angebracht. Es schmerzte mich, ihn so zu sehen. Dennoch fand ich es richtig und gut, daß er wieder dabei war. Wie ging es unserem Team dabei, fragte ich mich? Doch ich hatte keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, denn das Spiel stand ja unmittelbar bevor, und die Jungs sollten den bestmöglichen LSupport bekommen. Doch es lief nicht gut für unsere Jungs. Serbien fand schnell zu seinem Spiel und gestaltete es entsprechend. Unsere Jungs wirkten für mich gehemmt und sie kamen nicht richtig ins Spiel. Woran liegt es, fragte ich mich, und fand keine Antwort. Ich versuchte alles, wechselndes Trommeltempo und größtmögliche Variabilität im Thythmus, die Unterstützung ungebrochen. Die Jungs wirkten nach dem Spiel nicht nur enttäuscht wegen der Niederlage, auch merkte man ihnen an, daß diese Erfahrungen, die sie sammelten, neu für sie waren, mit denen sie umgehen sollen und können und hoffentlich viel daraus lernen und sich positiv voranbringen, was sowohl die sportliche Qualität als auch die persönliche Qualität als Mensch und im Team angeht. Ich sehe Tim wieder. Er sitzt auf der Tribüne neben einem unserer Jungs. Es sticht mich im Herz, ihn so zu sehen. Ich gehe zu ihm. Inzwischen hat sich die Diagnose bestätigt, die am Montag vermutet wurde. Ich sage ihm, daß es richtig ist, daß er hier ist. Auch daß es mich schmerzt, daß er wieder verletzt ist und nicht spielen kann. Das er meine bestmögliche Unterstützung hat, habe ich ihm bereits Montag abend gesagt. Und dann beeindruckt mich dieser Junge so außerordentlich, daß ich mich frage, ob das Anliegen, welches mich antreibt, Fan zu sein und sowohl unsere deutschen Teams als auch die Teams beim FCB zu unterstützen, auch entsprechend aktiv gestaltet wird. Er klopft mir auf die Schulter und sagt, daß es weiter geht. Ich fühle mich ausgebrannt. So oft habe ich Tim spielen sehen in der Vergangenheit. Einige Male war er verletzt. Wichtige Spiele konnte er deswegen nicht machen. So war er in wichtigen Spielen bei unserer NBBL nicht dabei, auch bei unserer 2. Herren-Mannschaft nicht dabei. Ziele wurden sicher auch nicht erreicht. Und die Zukunft steht vor der Tür. So viel hat er in der Vergangenheit investiert, daß er die Zukunft positiv angehen kann. Und diese Situationen halten ihn nicht davon ab, vorauszublicken. Ich denke daran, wie es für mich war, als ich in seinem Alter war. Und stelle fest, daß es nicht vergleichbar ist. Er ist einzigartig bemerkenswert. Vom Alter her könnte ich sein Vater sein, doch so wie er sich verhält, ist er ein absolutes Vorbild für mich. Ich wünsche ihm vom Herzen alles Gute. Herzlichen Dank für Alles, Tim!!! Dann sehe ich Frank Menz, unseren Coach für die A-Nationalmannschaft. Natürlich interessiert mich seine Meinung zum Spiel, welches er auch an der Qualität der Serben festmacht. Über die Tage verteilt werde ich auch noch Dirk Bauermann, Wolfgang Heyder und Herrn Röder, den ehemaligen Coach der A-Natinalmannschaft Mitte der 70er Jahre sehen und kennenlernen. Ich verlasse die Halle mit der Entschlossenheit, daß es mir nicht zusteht, weniger Fan zu sein und emotional meinen Beitrag zur Entwicklung beizutragen, wenn Spieler wie Tim sich auch nicht hängen lassen wollen. Im Hotel angekommen, bemerke ich, daß ich nun in dem Appartment nicht mehr der einzige Bewohner bin. 2 weitere Gäste sind gekommen, so daß ich ab diesem Zeitpunkt bis zum Ende nicht mehr allein sein werde. Ich schlafe schnell ein, denn es gilt, das Leben lebendig zu halten.
6. Turniertag Donnerstag 24.04.2014
Zeitig stehe ich auf, denn nun ist der Camper in mir gefragt, wenn man ein Gemeinschaftsbad hat. Es geht ganz problemlos. Frühzeitig bin ich an der Halle. Das 1. Spiel wird zwischen Argentinien und Japan gespielt. Zum 1. Mal kann ich Japan komplett beim Aufwärmen beobachten. Mit ausgesprochenen Silben und Formationen in nahezu perfekter Ausführung führen sie dies aus. Und auch, wenn mal 1 Spieler diesen Standards nicht genau so folgt, so bleibt der Eindruck, daß auch dies so bewußt dazu gehört. Ich bin gespannt, wie es sich gegen die Argentinier im Spiel evtl. zeigen wird. Es wird ein Sieg Argentiniens mit 12 Punkten Unterschied, die aber scheinbar unsichtbar es schaffen, dabei 95 Punkte zu erzielen. Eine einzigartige Partie. Das 2. Spiel bestreiten England und Slowenien. Ich bemerke, daß zunehmend Partien dabei sind, die ich nur noch unterberwußt wahrnehme, weil so viel schon zu sehen war. Gedanklich bereite ich mich schon auf das Spiel unserer Jungs gegen Schweden vor. Und dann menschelt es bei mir ganz ungewohnt. Jeden Abend hatten unsere Jungs das letzte Spiel des Tages. So dachte ich auch für heute und wunderte mich, daß zum Spiel der Serben gegen die Türkei noch überhaupt keine Zuschauer kommen. Ich wunderte mich und fragte mich, woran das liegt. Und dann fiel es mir auf, daß wir diesmal schon das 3. Spiel des Tages hatten, als die Schweden in die Halle kamen. Und mir fiel ein, daß ich am Montag schon darüber nachdachte, wann denn unsere Jungs in der Zwischenrunde jeweils spielen, denn am Mittwoch spielten die Fußballer des FCB ja auch bei Real Madrid. So konnte ich die Fußballer dann nicht sehen, weil unsere Jungs hier ja ab der 2. Halbzeit zeitgleich spielten. Und mir wurde noch bewußter, daß es richtig war, beim Spiel unserer Jungs gegen Serbien da zu sein. Nun also gegen Schweden. Ich wußte, daß es mein letztes Spiel beim diesjährigen Turnier sein würde, denn am Samstag würde zeitgleich mit dem Platzierungsspiel unsere Fan-Werkstatt stattfinden. Zudem war meine Entschlossenheit durch das Erlebnis mit Tim nahezu zementiert. Und zum 1. Mal hat mich die Art und Weise des Spiels nicht vordergründig beschäftigen. Beide Teams wollten zeigen, daß sie die Nummer 1 hinter den Halbfinalteilnehmen sind. Doch mein Support war nahezu nur auf Energie ausgerichtetet. Atempause – nur in der Halbzeit und bei Auszeiten, ansonsten war ein Bremsen nicht möglich gewesen, es sei denn, die Security oder Polizei hätten mich aus der Halle getragen. Daß wir es geschafft haben, nach 2 schmerzlichen Niederlagen gegen die Türkei und Serbien innerhalb von 3 Tagen in eine Overtime gegen Schweden zu kommen, hat meine Hochachtung verdient. Es hätte sicher Manches besser gemacht werden können, wie mir Frank Menz hinterher sagte. Er wird sicher Recht damit haben. Doch trotz dieser 3. Niederlage in Folge war ich hochzufrieden mit der Einstellung unserer Jungs, die sich als Einheit mit Willen und Entschlossenheit zeigte, und die mir half, Tims Situation noch besser begreifen zu können. Das Spiel zwischen Serbien und Türkei wurde meinen Erwartungen entsprechend der ganz hohe spielerische Leckerbissen, den die Potenziale beider Teams versprachen. Beide Teams ließen feststellen, daß es auch in diesen jungen Jahren möglich ist, ein Spiel zu gestalten, welches einige Teams in den Profi-Ligen im Seniorenberich schwer machen würde, gegen sie zu bestehen. Einige türkische und serbische Fans kamen vor dem Spiel zu mir und fragten, ob ich sie nicht unterstützen könnte. Doch ich war geistig und körperlich erschöpft nach unserem Spiel gegen die Schweden, so daß ich beiden sagte, das es auch nicht fair wäre, wenn ich sie nicht zu 100 Prozent unterstützen würde. Das akzeptierten sie ohne Gegenrede, was mich freute. Die Türkei gewann mit 88:83 in einer erneut stimmungsvollen Halle. Ich wurde langsam melancholisch, denn nun war mein Support beim AST beendet. Es wäre großartig gewesen, noch 2 weitere Spiele unsere Jungs unterstützen zu können, doch die Fan-Werkstatt sollte nun meine volle Aufmerksamkeit am Samstag bekommen.
7. Turniertag Freitag, 25.04.2014
Der längste Tag beim AST begann bereits um 6 Uhr für mich. Mitbewohner auf meiner Etage waren schon früh auf den Beinen und durch die Wände war ihr Tun zu hören, da mein Bett direkt neben dem Bad lag. Der Altbau ließ seine Hellhörigkeit voll entfalten. Um 7 Uhr stand ich dann auf, denn um 10 Uhr begannen die Platzierungsspiele um Platz 15, 13, 11 und 9, welchn die Halbfinalspiele folgten. Nun sah ich auch zum 1. Mal Teams aus den Gruppen, die zuvor noch in Viernheim gespielt hatten. Mit Chile gegen Japan, China gegen Argentinien, Bosnien und Herzegowina gegen Slowenien und Frankreich gegen England setzten sich auch jeweils diese Teams durch. Doch ich war schon in Gedanken hauptsächlich bei der Fan-Werkstatt, zu der auch Ulli und Walter aus Bamberg kommen sollten. So erwartete ich neben ihnen auch noch die anderen 5 Teilnehmer. Als 1. war Axel aus Oberhausen angekommen. Er ist schon seit einigen Jahren beim Damen-Basketball dabei und Fan der dortigen Bundesligamannschaft, die jetzt im Finale um die Deutsche Meisterschaft spielt. Wir unterhalten uns einige Zeit über Basketball, ehe er vor den Halbfinalspielen ins Hotel fährt, wo er das 2. Halbfinalspiel seiner Damen im Stream ansehen will. Während der Partie zwischen England und Frankreich kommen auch die anderen Teilnehmer an. So schauen wir in einer sehr gut gefüllten Halle die beiden Halbfinalspiele zwischen Serbien und der USA sowie der Türkei und Italien. Entgegen meiner Erwartung wird das Halbfinale zwischen Serbien und der USA nicht der große spielersiche Leckerbissen. Es geht sehr körperlich zu, es gibt viele Fouls und die USA gewinnt das Spiel dank ihrer Einzigartigkeit, die viele Amerikaner erkennbar macht. Das Spiel der Türkei gegen Italien ist da ein spielerischer Kontrast zur anderen Halbfinalpartie. Mit sehr viel Inspration und Kreativität und Rhythmuswechseln wird ein tolles Spiel gezeit, daß schlußendlich Italien dank eines überragenden Schützen gewann. Gemeinsam mit einem unserer Fan-Werkstatt-Teilnehmer fahre ich dann zurück ins Hotel. Zunehmend wächst schon die Freude auf die Fan-Werkstatt angesichts der Erfahrung der Teilnehmer im Basketball über mehrere Jahrzehnte hinweg. Ich bin sicher, daß wir eine richtig gute kreative Runde sein werden und freu mich auf den morgigen Tag.
8. Turniertag Samstag, 26.04.2014
Früh um 6 Uhr ist meine Nacht wieder zu Ende, doch diesmal lag es einzig an mir. Es ist auch der Abschlußtag diese AST. Wir Teilnehmer der Fan-Werkstatt haben uns für 07:30 Uhr zum gemeinsamen Frühstück verabredet. Dankenswerterweise kann ich meinen Trolley nebst Tasche und Rucksack bei Ulli und Walter im Auto lassen. Nach dem gemeinsamen Frühstück fahren wir mit 2 PKW dann zur GBG-Halle, wo uns Moritz in Empfang nimmt und gemeinsam mit einem anderem Mitarbeiter des DBB zum Seminarraum im Herschelbad fährt. In den darauffolgenden 4,5 Stunden entwickelt sich eine sehr gute konstruktive und kreative Fan-Werkstatt, zu der auch Ademola Okulaja noch findet und uns auf tolle Art und Weise daran teilhaben läßt, wie wertvoll und wichtig ein guter Support für das Team ist. Die Ergebnisse sind aus meiner Sicht toll und lassen die Freude vor allem auf die Spiele unserer A-Nationalmannschaft im Sommer deutlich steigen. Ich kann jedem Fan empfehlen, neben den Spielen ihrer Vereine auch unsere Nationalmannschaften zu unterstützen. Damit dies auch ideal gebündelt geschieht, würde sich der Fanclub der Basketball Nationalmannschaft über viele Mitglieder freuen, wozu ich euch alle ermutige. Gutes Engagement durch die Spieler in den Vereinen und deren Fans beim Support ermöglicht gebündelt auch den optimalen Support unserer Auswahlteams. Ich freu mich sehr darauf, dabei mitwirken zu können. Anschleißend sehen wir noch das Spiel um Platz 3 und das Finale. Im Spiel um Platz 3 schaffen es die Serben diesmal, gegen die Türkei zu gewinnen, was sie auch mit entsprechender Freude feiern. Zwischenzeitlich haben unsere Jungs das Spiel um Platz 7 gegen Spanien gewonnen. Es freut mich für sie, daß sie zum Abschluß noch gewonnen haben. Ich hoffe und wünsche es ihnen, daß sie im Sommer bei der B-EM in Sofia den Aufstieg zur A-WM schaffen werden. Das Finale kann ich nicht wirklich genießen. Ja, es war ein Spiel, welches eines Finales würdig ist. Doch mich packt die Wehmut. 8 Tage war ich jetzt hier in Mannheim. Es war mein 1. Turnier, daß ich über eine solche Zeit erleben durfte. Diese Eeindrücke sind absolut einzigartig und unvergeßlich. Seien es interessante Spiele, unterschiedliche Mentalitäten und Emotionen, oder die Pins, die ich geschenkt bekam, die Bezeichnung „Ultra-VIP“, die mir ein Ordner verpaßte. Sogar von einem regionalen Medienvertreter wurde ich zum Edel-Fan gekürt, wenn auch zugegenbenermaßen außergewöhnlich als Edel-Fan der Brose Baskets Bamberg und nicht vom FC Bayern München Basketball, welches unverkennbar zu sehen war. Auch die Nachwuchsbasketballgruppe aus Luxemburg beeindruckte michNach dem Finale kommen noch einmal alle 16 Teams in die Halle zur Schlußfeier mit Siegerehrung. Ich stehe an der Ecke und sehe ihnen zu, wie sie sich aufstellen. Wie haben sie dieses AST erlebt, welche Eindrücke und Erfahrungen haben sie gewonnen, wie wird es mit ihnen weitergehen? Zum 1. Mal waren sie dabei, ebenso wie ich. Ich komme mir wie ein Schüler vor, der wie sie lernt, was wichtig und gut und wertvoll für das Leben ist. Bei all den Begegnungen, die ich mit meinen Nachwuchsteams beim FCB und auch den Profis und Seniorenteams erlebt habe, war dies nicht so eindrucksvoll wie hier. Der Entschluß fiel dementsprechend leicht, in 2 Jahren beim nächsten AST wieder hier zu sein. Und am Wichtigsten war die Erfahrung, daß es bei aller sportlichen Zielsetzung das wertvollste Anliegen ist, menschenwürdig aktiv auch schon in jungen Jahren für Toleranz, Fair Play und Respekt zu werben.
Bedanken möchte ich mich hier vor allem bei Moritz Schäfer, der mir sehr bei allen logistischen Aufgaben geholfen hat und mir dadurch ermöglichte, das AST völlig als Mensch und Fan erleben zu können. Auch Dein emotionales Input hat mir sehr geholfen.
Bedanken möchte ich mich auch bei allen Spielern und Trainern und dem gesamten Team des DBB für das immer wieder positive Feedback. Ihr habt einen tollen Job gemacht und ich freue mich sehr, euch hoffentlich bald wieder sehen zu dürfen. Bleibt voller Begeisterung und Entschlossenheit dabei.
Auch beim Ordnungsdienst möchte ich mich herzlich bedanken. Meine Einzigartigkeit, die sicher nicht immer so leicht mitzuerleben ist, habt ihr Tag für Tag geduldig angenommen. Mit eurer Menschlichkeit habt ihr dazu beigetragen, daß dieses AST auch so einzigartig ist. Ich freu mich auf das Wiedersehen mit Euch – evtl. auch einmal beim Fußball in Hoffenheim.
Ein herzliches Dankeschön gebührt auch Maria Hein und allen anderen Scouts und Zeitnehmern und Kampfrichtern, die bei den Spielen die Aufgaben übernommen haben. Ohne Euch wäre dieses Turnier undenkbar.
Last but not least auch das Dankeschön an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Caterings. Ob Steak, Bratwurst, Pommes, Hot Dog, Sandwiches, Popcorn, Kuchen oder Obst, ob Cola, Fanta, Mezzo Mix, Apfelschorle oder Wasser – durch Euch wurde das Turnier für mich zum Genuß, auch zwischenmenschlich.
Ich fahre mit dem Taxi zum Bahnhof. Ich muß ca. 45 Minuten auf meinen Zug nach München warten. Ich sehe über die Gleise hinweg in die Richtung, wo mein Hotel war. Die Sonne ist dabei hinter einigen Wolken unterzugehen. Es ist großartig. Ich reise nach München, wo ich lebe, wo meine Teams beim FC Bayern Basketball spielen, wo mein Herz auch schlägt. Doch ich fühle mich in Mannheim und in der Gemeinschaft des Basketballs heimisch. Ich denke an die Begebenheiten, die unsere Teilnehmer in den vergangen Jahren bei den Turnieren erlebt haben und fühle mich auch so. Es fühlt sich wie Heimat an, auch wenn man an unterschiedlichen Orten ist. Der Zug ist voll. Kurz entschlossen lasse ich das Gepäck und die Trommel im Eingangsbereich stehen und stelle mich dazu, nachdem alle anderen Fahrgäste eingestigen sind. In Stuttgart kann ich dann im Schwerbehindertenabteil sitzen und das Gepäck und die Trommel unterbringen. Die Fahrt verläuft dann ruhig. Gegen 23:30 Uhr bin ich wieder in München. Es soll eine kurze Nacht werden, denn es ist geplant, daß ich gleich am nächsten Morgen nach ca. 4 Wochen wieder einmal zu einem Spiel unserer Profis gehen kann. Diese spielen in Vechta bei den Rastafari, die zu diesem Zeitpunkt leider schon absgestiegen sind. So lange hatte ich mich auf dieses Spiel gefreut. Daß es leider doch nicht so kommen soll, ist dann eine andere Geschichte. Doch ich weiß, diese Fans und dieser Verein sind eine großartige Gemeinschaft im deutschen Basketball und ich wünsche ihnen, daß sie dies erhalten und weiter so positiv bleiben wie bisher. Ich hoffe, sie kommen bald wieder in die BBL. Ich nehme mir vor, sie bei nächstbester Gelegenheit zu besuchen und mich ihnen gegenüber auch entsprechend erkentlich zu zeigen.
Nun geht es vbei vielen Spielern und Fans weiter in den Vereinen. Mit den neuen Erfahrungen, die ich beim AST gesammelt habe, freue ich mich um so mehr auf diese entscheidende Saisonphase und hoffe, daß dieser Spirit, der sich beim AST zeigt, auch in den jeweiligen Ligen und Wettbewerben zu sehen ist. Ich wünsche uns allen tolle Spiele und eine großartige Gemeinschaft bei den Spielen.
Alles Gute aus München von
Matthias Bolte
BOLLE 8