Still ist es geworden. Ein paar Reinigungsfachkräfte sind anwesend und beseitigen letzte Kennzeichen aktiven Lebens des Tages. Verschiedene Gedanken und Gefühle bewegen mich: Demut, Dankbarkeit, Traurigkeit, Freude, Ehrerbietung, Fairness, Toleranz und Respekt. Die Trommel ist eingepackt, die Schals in Tasche und Rucksack verstaut – und die Jacke angezogen, da sehe ich sie noch einmal nahezu am Ende dieser Euroleague-Vorrunde in der Inselparkhalle in Hamburg-Wilhelmsburg. Warm angezogen mit der Vereinsjacke des Hamburger SV, welcher als Stammverein den Rollstuhlbasketball der BG Baskets Hamburg ermöglicht, geht sie langsam mit einer Kollegin über das Spielfeld, auf welchem sie die letzten 2 Tage auch zusammen mit dem Team 4 Spiele gespielt hat. Noch einmal sehen wir uns und sprechen die letzten direkten Worte miteinander: „Du kanst stolz auf das sein, was Du geleistet hast, damit hier gestern und heute 5 Teams in 10 Spielen diese Vorrunde spielen konnten.“ Es war das 1. Mal, daß eine solche Euroleague-Vorrunde in Hamburg gespielt wurde. Neben der sportlichen Leistung, welche sie in den vergangenen Jahren auf nationaler und internationaler Ebene im Vereins- und Verbands-Rollstuhlbaketball Titel gewinnen ließ – zuletzt im September 2015 mit der Damen-Nationalmannschaft Deutschlands die Europameisterschaft in Worcester/England – organisierte sie in tragender Funktion im Vorfeld den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung für die Vereine und Zuschauer und Offiziellen an beiden Tagen sowohl in der Halle als auch in der Logistik. Neben den Gastgebern der BG Baskets Hamburg nahmen die Teams von CD Ilunion aus Madrid in Spanien, GSD Porto Torres aus Italien, Hyeres Handi Basket aus Frankreich und Beit Halochem Tel Aviv aus Israel teil. Zudem kamen auch die Schiedsrichter aus mehreren europäischen Ländern sowie die Offizielle der IWBF, der International Wheelchair Basketball Federation, aus den Niederlanden nach Hamburg. Mit Andreas Lindemeier aus Göttingen moderierte auch ein bekannter und beliebter und geschätzter Hallensprecher vom Fußgänger-Basketball Spiele an beiden Tagen, was mich sehr freute.
Wenn Menschen aus verschiedenen Ländern zu einem solchen Turnier anreisen, ist Vieles zu organisieren:
Die Fahrten vom Flughafen in das jeweilige ebenfalls zu organisierende Quartier und zwischen dem Quartier und der Spielhalle an beiden Tagen, von der Halle zum offiziellen Bankett nach dem letzten Spiel und von dort auch wieder zum Quartier und die Fahrten zum Flughafen für die Abreise.
Zu den Spielen benötigt es immer einige Menschen, die das Kampfgericht bilden. Auch dies muß organisiert werden.
Ebenfalls benötigt es aktive Mitarbeit bei der Aufstellung von Werbeträgern verschiedener Art für die Sponsoren.
Auch für das Ticketing und den Einlaß benötigt es Menschen an beiden Tagen.
Für das leibliche Wohl mit Essen und Getränken sowohl für die Teams und Offiziellen als auch die Zuschauer ist zu sorgen.
Alle Einrichtungen haben funktional und ggfs. hygienisch in einwandfreiem Zustand zu sein, z. B. die Duschen, Toiletten und Umkleidekabinen.
Auch für die elektrischen Anlagen wird Engagement für die reibungslose Funktionalität dessen benötigt.
Die Zeiträume zur Nutzung der Inselparkhalle sind auch mit dem ProA-Ligisten im Fußgänger-Basketball Hamburg Towers und seinen Nachwuchsteams in der NBBL und JBBL, den Hamburger Piraten, abzustimmen.
Die mediale Präsentation ist ebenfalls zu organisieren, sowohl aus dem eigenen Verein als auch von Sendern und Print-Medien.
Sicherlich gibt es noch mehr bei der Organisation zu beachten und zu tun, darauf kann auch zukünftig hingewiesen werden. Im Fußgänger-Basketball ist auf diesem Level das Allermeiste professionell strukturiert. Was die Organisation einer solchen Veranstaltung im Rollstuhlbasketball in Deutschland angeht, so ist dies in den meisten Vereinen in hohem Umfang durch ehrenamtliches Engagement zu bewerkstelligen. Integration mit Inklusion ist hier in hohem Ausmaß begreif- und anwendbar.
Großartigen Sport mit 2 Sportgeräten, dem Basketball und dem Rollstuhl, aktiv zu spielen ist für das zwischenmenschliche Miteinander unablässig wertvoll. Entwicklung, Stärkung und Bewußtsein von sozialen, zivilisatorischen und humanitären Werten werden erörtert und aktiv auf einzigartige Weise gestaltet.
Die Basis für das Erreichen von Zielen im Sport und im Leben ist ehrenamtliches Engagement. Das aktive selbstlose Wirken im Ehrenamt ist das unabdingbare Fundament dafür. Das Erreichen von Zielen auf einem entsprechenden Level ist durch das ehrenamtliche Engagement in der Basis möglich.
Zur Teilnahme für die Endrunde der Euroleague 2016 ist das Ziel die Qualifikation in den jeweiligen 3 Vorrundengruppen Platz 1 und 2. Gastgeber BG Baskets Hamburg startete mit der 1. Begegnung am Freitag mit CD Ilunion aus Madrid. Das sehr erfahrene Team aus Spanien konnte den Vergleich für sich entscheiden. Mit einem positiven Ergebnis aus der 2. Begegnung am Freitag abend mit Hyeres Handi Basket aus Frankreich zeichnete sich ab, daß die 1. Begegnung am Samstag Vormittag mit dem italienischen Team von GSD Porto Torres wegweisend für eine Qualifikation für die Endrunde sein würde. Entsprechend stimmungsvoll auch dank sangesfreudiger Supporter/innen aus Italien wurde es ein energiegeladenes, leistungsstarkes spannendes Spiel. Zur Schlußsirene hat GSD Porto Torres den Vergleich mit 5 Punkten Vorsprung für sich entschieden. Eine Qualifikation für die Endrunde war nun nicht mehr möglich. Enttäuschung wirkte ob des großartigen Engagements der vielen Aktiven in mir. Doch neidlos ist anzuerkennen, daß die GSD Porto Torres den Vergleich durch entsprechende Aktivitäten sich verdient hat. Entsprechend gratulierte ich den Fans und soweit wie möglich, den Team-Mitgliedern. Die Mannschaft der BG Basket Hamburg sah ich bis zum letzten Spiel am Abend nicht mehr, was für die Vorbereitung auf zukünftige Spiele von nachvollziehbarer Bedeutung war. Etwa eine halbe Stunde vor dem letzten Spiel gegen das israelische Team von Beit Halochem Tel Aviv dann plötzlich lateinamerikanische Trommelrhythmen in der Halle. Auf Einladung waren die Lüneburger Schrott-Trommler gekommen und fingen an, für fröhliche Stimmung zu sorgen. Die Gruppe trommelt auf unterschiedlichen Behältern wie Wasser-Bottichen, Eisentonnen, Regentonnen, auf Töpfen und noch diversen kleineren Schall-Körpern. Es war klasse zu erleben, wie sie dies machten. Es fühlte sich wie beim Meet & Greet mit unseren Freunden und Partnern von der UNCSB im letzten September in Lille an. Füße stillhalten war für mich damals wie jetzt in Hamburg nicht möglich. Arrangiert wurde, daß wir den Basketball-Support während des Spiels machen, während die Lüneburger Schrott-Trommler die Viertel- und Halbzeitpause aktiv sind. Dies gelang auch problemlos. So gut es ihnen möglich war, unterstützten sie uns auch bei unserem Support, denn es war für sie das 1. Rollstuhlbasketball-Spiel. Mit dem 2. Erfolg in dieser Vorrunde endeten die sportlichen Vergleiche für die BG Baskets Hamburg mit Freude.
Es waren interessante und inspirierende Tage in Hamburg. Dankbarkeit und Demut und Respekt sind den Menschen entgegenzubringen, die diese Vorrunde zu einem auf Dauer nachhaltigen Ereignis für Sport und Menschlichkeit gestaltet haben. Persönlich bedanke ich mich für die Aufbewahrung der Trommel von Freitag auf Samstag in der Halle, das T-Shirt, die Aufkleber, den Pin, die Danksagungen und die guten Gespräche mit den Menschen an beiden Tagen. Euer Engagement ist beispielhaft und verdient entsprechende Anerkennung und Respekt. Es war mir eine Ehre, daß Ihr es ermöglicht habt, gemeinsam mit Euch Rollstuhl-Basketball in Hamburg nach bestem Wissen und Gewissen zu fördern. Wir sehen uns hoffentlich alle wieder.
Dankbare demütige inspirierte respektvolle motivierende Grüße aus München von
Matthias Bolte
BOLLE 8
2. Vorsitzender Fans respect Fans e. V.
Mitglied Fanclub Basketball Nationalmannschaft
Mitglied Offizieller Fanclub des Team Germany – Rollstuhlbasketball