Als ich vor 4 Jahren meine Leidenschaft für Basketball entdeckte, bin ich von 0 auf 100 zum Fan geworden. 3 Jahre hintereinander habe ich kein BBL Spiel meiner Brösels verpasst, 3 Jahre habe ich die Playoffs zu meinem Urlaub erklärt und in all der Zeit hat mich meine Frau Ulli meist begleitet und wenn sie mal nicht konnte mich zumindest unterstützt. Natürlich kaufte ich mir auch Trikots mit den Namen von Spielern wie z.B. Dickau, oder Jordan… um dann festzustellen, dass, kaum das Trikot gekauft, die Spieler auch schon wieder weg waren. Ich nahm das als schlechtes Zeichen und wollte nicht durch den Kauf eines neuen Trikots wieder einen Spieler vorzeitig aus dem Spiel nehmen. Daher kam mir die Idee, einen eigenen Namen zu verwenden. Da ich Wortspiele liebe kam ich schnell auf Brösel, und dazu passte das Adjektiv “böse”, sozusagen als Antonym und Denkanstoß. Dazu noch die passende Nummer, die 666 die ja zum “Bösen” gehört, und fertig war die neue Figur.
Was mich neben dem Sport sofort auch faszinierte waren die Heim-Fans, die ich als Gastfan und Auswärtsfahrer in den Hallen erleben durfte. Neben den Fanclubs und deren Aktivitäten, die meist vom Support der eigenen Mannschaft geprägt waren hat mich beeindruckt, dass auch Familien mit ihren 8-14 jährigen Kindern vertreten waren, und dass in den Pausen und vor und nach dem Spiel immer, in jeder Halle, es Gelegenheit gab und gibt, mit den “gegnerischen” Fans ein freundliches Gespräch zu führen. Ein Schlüsselerlebnis hatte ich allerdings in Braunschweig. Als Trommler stellte ich just dort fest, dass auf meiner Bamberger Trommel des Fanclubs Faszination Basketball ein alter Aufkleber war auf dem fast unleserlich “Braunschweig” zu lesen war. Ich ging zu den Braunschweiger Trommlern und fragte ob sie wüssten, was das für eine Geschichte sei. Ein Trommler in meinem Alter fragte mich, wie lange ich denn schon dabei sei. Denn im Jahr 2002 habe sich ein tragischer Busunfall mit Bamberger Fans ereignet, und einige Fanclubs in Deutschland haben Trommeln als Zeichen der Anteilnahme gestiftet. Dies war der Moment, der mich zutiefst beeindruckt und geprägt hat. Bisher hatte auch ich in der Kategorie “Kämpfen und siegen” gedacht. Seitdem ist mir jedoch die Fangemeinschaft, die sich ja in der schweren Zeit solidarisch gezeigt hat, ans Herz gewachsen. Warum sollte man denn nicht dann, wenn es etwas zu feiern gibt, auch seine Freude am Sport mit den anderen Fans teilen? Warum sollte man denn z.B. nicht hohen Respekt vor den Frankfurtern Bembels oder den Berliner Albatrossen haben, die nur durch ein paar Sekunden und einem glücklichen Wurf der Brösel oder eben einem unglücklichen Wurf der eigenen Mannschaft die Deutsche Meisterschaft verpasst hatten? Würde ich in Berlin leben, wäre ich sicherlich ein Alba-Fan, und ja, in Göttingen wäre ich ein Veilchen und würde nun mit-leiden.
Natürlich bin ich glücklich, dass ich in Bamberg beim derzeitigen Deutschen Meister beheimatet bin, auch wenn ich sehr wenig (eigentlich so gut wie gar keinen) Einfluss darauf habe und dies der Verdienst eines guten Managements, Coachings und Sponsoring ist. Bamberg wird nicht immer Deutscher Meister sein. Aber jetzt, in unserer besten Zeit, ist auch die beste Zeit, mit anderen Fans in Deutschland “respektierlich” umzugehen. Daher pflege ich Kontakte zu Fans in allen BBL-Standorten um den Gedanken “Fans respect Fans” auch in die Tat umzusetzen. Sehr konkrete Schritte sind schon gemacht, und ich werde in Kürze hier darüber berichten können. Stay tuned! (Ulli und Walter Schell)