Für mich ein echter Rückschritt für die Fankultur und auch für den Basketball!
Was bewegt nun die Vereine diesen Schritt zu tun?
Auf schönen dunk wird diskutiert, dass 90 % aller Spiele durch diese Regelung nicht negativ betroffen sind, da die Anzahl der Auswärtsfahrer unter 300 liegt – ja, dem stimme ich zu.
Aber: Wenn der Grund für diese Regelung in einem wirtschaftlichen Vorteil der Vereine durch z.B. mehr Dauerkarten oder Sponsorenplätze liegt, dann sind die 10 % der Spiele, die von dieser Regelung betroffen sind, genau die, die die Visitenkarte des Basketballs sind!
Dann gibt es sie nicht mehr – diese Spiele, die uns alle in lebhafter Erinnerung sind… die Highlights in denen kürzlich 700 Bonner in Oldenburg waren oder die Derbys im Süden, Norden Westen oder Osten.
Aber: Auf diese Art von Spielen fiebern wir doch alle hin und an diese erinnern wir uns noch nach Jahren. Das sind die Spiele, die Geschichten erzählen, die Außenwirkung haben, die das TV anziehen!! Und das hat doch im Wesentlichen mit der besonderen Fansituation zu tun – zwei Lager, die im Wechsel ihr Team nach vorne „peitschen“ oder in der Defense unterstützen. Das macht das Spiel zu etwas Besonderem und so wird unser Sport, den wir so lieben, bekannter und beliebter!!
Genau die Frage der Außenwirkung ist doch aktuell zentrales Thema der BBL. Wo wollen wir hin mit „unserem“ Sport? Wollen wir ein Event aus dem Spiel machen? Wollen wir Fans, die mit Leib und Seele zu Hause und auswärts hinter dem Team stehen? Wollen wir Fans, die in Wechselgesängen ihr Team anfeuern? Oder sollen die Spiele im Wesentlichen nur vor der heimischen Fangruppe stattfinden?
Identifikation mit Verein und Spieler – das wünschen sich die Vereine. Die Verbundenheit und Leidenschaft mit dem Team erfährt gerade auswärts noch mal eine andere Dimension. Jeder der schon mal auswärts dabei war, weiß, welche besondere Stimmung das ist – man fühlt sich als echte Einheit mit dem Team.
Auswärtsfahrer nehmen so viel auf sich, sitzen stundenlang im Bus, um ihre „Jungs“ anzufeuern. (Ich wäre gern häufiger dabei als mein Zeitmanagement das zulässt, umso mehr Hut ab vor denen, die sich regelmäßig auf den Weg machen!!)
Statt es für diese Fans immer schwieriger zu machen (die Platzierung in der Halle ist oft schon schlimm genug), sollten die Vereine, die diese neue Regelung wohl initiiert haben, eher mal überlegen, ob Auswärtsfans nicht mehr Unterstützung verdient hätten. Denn sie sind die Botschafter des Vereins. Sie machen (in der überwiegenden Zahl) friedliche Werbung für diesen tollen Sport!
Für große Hallen wie Berlin sind 10 % Kontingent für Auswärtsfans nie ein Problem. Insofern frage ich mich, was die Argumente des Vereins für eine Reduktion sein können. In z.B. Ulm oder Bamberg sieht das vielleicht anders aus, aber will man allen Ernstes die Halle zu 95 % nur mit Dauerkarten und Sponsoren füllen? Auch das wäre ein Rückschritt für den Basketball. Denn, wie sind denn viele von uns zum Basketball gekommen – meist doch als Gelegenheitszuschauer, der mal reinschnuppern wollte oder mitgenommen wurde. Nur so kann die Gesamtzahl der Basketballfans wachsen.
Und, was ist aktuell so schlecht an der 10 % Regelung? Best practice ist doch, dass meist schon weit vor Ablauf der 2 Wochen Frist klar ist, welches Kontingent von Auswärtsfans genutzt wird. Entsteht da den Vereinen wirklich ein wirtschaftlicher Schaden, indem sie die Karten aus dem Rücklauf dann nicht mehr verkaufen können – diese bei einem 300er Kontingent aber hätten verkaufen können?
Was ich mich auch frage ist, warum die Fanclubs so spät in diese Diskussion eingebunden wurden? Wovon lebt denn dieser Sport – letzten Endes doch von der Fanbasis, die, zumindest was die Auswärtsfans angeht, so mit Füßen getreten wird!
Diese Fanbasis ist meiner Meinung nach eine besondere im Basketball. Durch unsere Initiative Fans respect Fans durfte ich im letzten Jahr Fans vieler unterschiedlicher Vereine kennenlernen und es sind dabei einige vereinsübergreifende Freundschaften entstanden. Dies ist nur möglich, wenn man sich auf Auswärtsfahrten begegnet. Das zu erhalten oder eher noch zu fördern, sollte auch im Sinne der Vereine sein!
Aus den vorgenannten Gründen bin ich daher gegen diese neue 300er Regel, weil sie schlechte Werbung für den Sport ist und weil sie die Möglichkeit der Fankontakte und Fanfreundschaften bei Auswärtsspielen zu sehr einschränkt.
Als Mitglieder des Vereins Fans respect Fans e.V. haben wir uns den Erhalt und Ausbau dieser Fankontakte und Fanfreundschaften auf die Fahnen geschrieben und unterstützen daher die Forderung zur Rückkehr zur 10 % Regel unserer Fanclubs vor Ort, in denen viele von uns als „Auswärtsfans“ fest verankert sind. Denn wir wollen zukünftig auch weiterhin Derbys und PlayOffs mit großen Fanteilnahmen beider Mannschaften erleben – das sind die Highlights der Saison, die wir um nichts missen möchten!!